Stellungnahme der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit München e.V. und des Rates der Religionen München
Mit Bestürzung haben wir die Entscheidung der Stadt München zur Kenntnis genommen, das Konzert des Rocksängers Roger Waters am 21. Mai 2023 in der Münchner Olympiahalle stattfinden zu lassen.
Es ist mehr als befremdlich und nicht nachvollziehbar, dass trotz zahlreicher Proteste, insbesondere der Israelitischen Kultusgemeinde München und der Liberalen jüdischen Gemeinde München Beth Shalom, diese Veranstaltung nicht abgesetzt wurde. Wir alle empfinden dies als "zutiefst verletzend und schmerzhaft", ja als "Schlag ins Gesicht". Diese Entscheidung ist weder jüdischen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt noch der Mehrheit der Stadtgesellschaft zu vermitteln.
Roger Waters ist bekannt für aggressiven und offenen Judenhass. Ein mit einem Davidstern bemalter Ballon in Form eines Schweins ist fester Bestandteil seiner Bühnenshow und dämonisiert den Staat Israel. Seine jüngsten problematischen Äußerungen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine bedienen sich antisemitisch konnotierten Verschwörungserzählungen. In seiner "Israelkritik" verwendet er nachweislich doppelte Standards. Ein solches Vorgehen ist per Definition antisemitisch.
Das Land Hessen und die Stadt Frankfurt am Main haben den Auftritt von Roger Waters mit dem zusätzlichen Hinweis auf seinen globalen Einfluss als dem "reichweitenstärksten Antisemiten der Welt" in städtischen Räumen untersagt. Eine solche Entscheidung ist nicht gegen die Meinungs- und Kunstfreiheit gerichtet, sondern ist ein klares Signal gegen den Missbrauch öffentlicher Räume für antisemitische Hetze und Diskriminierung.
Die Veranstaltung dieses Konzerts in München birgt in sich die Gefahr, dies als Zeichen der Legitimierung und Unterstützung für antisemitische Tendenzen zu verstehen.
Daher fordern wir die Verantwortlichen der Stadt München auf, alle organisatorischen und juristischen Schritte zu unternehmen, um dieses unsägliche Konzert zu verhindern. Der Kampf gegen Antisemitismus und Judenhass muss auch auf juristischer Ebene geführt und notfalls durch Gesetzesänderungen verstärkt werden.
Fest an der Seite der jüdischen Menschen in München stehend, rufen wir alle Menschen guten Willens in München auf, sich gegen den Auftritt von Roger Waters in München und gegen Antisemitismus zu positionieren, d.h. nicht zu diesem Konzert zu gehen und z.B. an Gegenveranstaltungen teilzunehmen.
Reiner Schübel
Für den Vorstand der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit München e.V.
Dr. Bernhard Liess
Für den Sprecherrat des Rates der Religionen München
Pressemeldung
Rat der Religionen München solidarisiert sich mit den Opfern des Erdbebens - Aufruf zu Spenden und Gebeten für die Bevölkerung in der Türkei und Syrien
Mit großer Bestürzung verfolgt der "Rat der Religionen München" die Folgen des katastrophalen Erdbebens im Südosten der Türkei und dem Norden Syriens. Er ruft zur Solidarität mit den Menschen vor Ort auf. Die Religionsgemeinschaften teilen die Trauer um die zahlreichen Toten und den Schmerz mit den Angehörigen und nehmen die Opfer, die Verletzten, die Angehörigen und Vermissten in ihr Gebet auf und sind mit den Gedanken bei ihnen. Viele Gemeinden laden zu Gottesdiensten, Gebeten und Fürbitten ein. Die christlichen Sprecher des "Rates der Religionen" Stadtdekan Dr. Bernhard Liess und Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg rufen im Namen des "Rates des Religionen München" zu Spenden für die notleidende Bevölkerung in der Erdbebenregion auf.
Die alevitischen, christlichen und muslimischen Gemeinden des "Rates der Religionen München" und deren Hilfsorganisationen sammeln Spenden und organisieren konkrete Hilfe vor Ort. Die alevitischen Gemeinden und Vertretungen in Anatolien suchen mit nach Überlebenden und leisten bei den Hinterbliebenen seelischen Beistand. "Sämtliche alevitischen Gemeindehäuser sind 24 Stunden am Tag zu Krisenkoordinationszentren umfunktioniert, als Betten- und Zeltlager ausgebaut und als Essensausgabestellen eingerichtet worden", berichtet D. Ugur Kör von der Alevitischen Gemeinde München und Mitglied im Sprecherrat. Auch die muslimischen Gemeinden rufen zur Unterstützung auf. "Die Menschen in der Region sind auf sehr viele Spendengelder angewiesen, um die Versorgung der Familien zu gewährleisten und die zerstörten Orte wieder aufzubauen", sagt Aykan Inan, Delegierter des Muslimrates im "Rat der Religionen München". Die christlichen Hilfsorganisationen "caritas international" und die "Diakonie Katastrophenhilfe" leisten mit den Partnerorganisationen in den betroffenen Gebieten dringend benötigte Nothilfemaßnahmen für obdachlos gewordene Menschen; die Hilfe wird stetig ausgebaut und an den Bedarf vor Ort angepasst.
Mehr Informationen und die Spendenkonten finden sich auf der Startseite.
Erklärung zum Krieg in der Ukraine und den Auswirkungen auf die Region München
Der Rat der Religionen in München ist bestürzt und in tiefer Sorge über den Krieg in der Ukraine und den Angriff durch die Russische Föderation. Der Krieg in der Ukraine mit dem militärischen Einmarsch in ein freies, unabhängiges Land und Angriffen auf militärische und zivile Ziele verursacht Leid und Tod in der Zivilgesellschaft und unter den Soldaten. Wir sehen uns verbunden mit den Menschen in der Ukraine und allen mutigen Menschen, die sich in aller Welt und auch in Russland gegen den Krieg stellen und sich aktiv für den Frieden unter allen Nationen, Völkern und Religionen einsetzen.
- Der Rat der Religionen verurteilt den russischen Angriff auf die Ukraine und die Gefährdung des Frie-dens in Europa auf das Schärfste. Unsere Gebete sind bei allen Menschen, unabhängig von ihrer Re-ligion, ihrem Glauben, ihrer ethnischen Herkunft und politischen Zugehörigkeit, die in Angst um ihre Unversehrtheit leben müssen und unter den Folgen von Krieg und Flucht leiden.
- Der Rat appelliert an die russische Föderation, unverzüglich ein Ende der Gewalt herbeizuführen und den Weg der Versöhnung hin zu einem dauerhaften Frieden einzuschlagen.
- Angesicht der Lage in der Ukraine und v.a. in Kiew, der Partnergemeinde der Landeshauptstadt Mün-chen, wollen wir uns als Rat der Religionen noch stärker für gute Beziehungen zwischen den Religi-ons- und Glaubensgemeinschaften in der Region München einsetzen.
- Konflikte im Ausland dürfen nicht pauschale Verurteilungen und Hass gegen Menschen anderer Reli-gionen oder Nationalität befördern und so das Zusammenleben hierzulande gefährden. Wir unter-scheiden klar zwischen Putins brutaler Machtpolitik und russischer Kultur und sehen uns auch an der Seite der Russinnen und Russen, die sich jetzt unter gefährlichen Bedingungen gegen diesen Krieg aussprechen.
- Wir sind an der Seite aller Juden, Christen, Muslime und der Angehörigen aller Religionen, die sich für ein friedliches Miteinander einsetzen. Wir laden alle Münchnerinnen und Münchner dazu ein, sich mit uns gemeinsam für den Frieden einzusetzen und an Friedensgebeten aktiv teilzunehmen.
- Wir bitten die Bundesregierung, die Religionsgemeinschaften und die Landeshauptstadt München, mit den Mitteln der Diplomatie und des Dialogs die Waffen zum Schweigen zu bringen, das große auch ehrenamtliche Engagement weiter zu unterstützen und auszubauen, die Aufnahme von Flüchtlingen voranzutreiben und weiterhin die notwendige humanitäre Hilfe zu leisten.
München, den 03.03.2022
Sprecherrat – Rat der Religionen in München
Erklärung zum Nahostkonflikt und zu den antisemitischen Vorfällen in Deutschland
- Der Rat der Religionen in München begrüßt die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas in Gaza. Der bewaffnete Konflikt im Heiligen Land und die erneute Eskalation der Gewalt hat uns mit tiefer Sorge und Entsetzen erfüllt.
- Unsere Gebete sind bei allen, die in Angst um ihre Unversehrtheit leben müssen in israelischen und palästinensischen Städten und insbesondere der für die abrahamitischen Religionen so wichtigen Stadt Jerusalem.
- Der Rat appelliert an die Konfliktparteien, ausgehend von der aktuellen Waffenpause ein Ende der Gewalt herbeizuführen und den Weg der Versöhnung hin zu einem dauerhaften Frieden einzuschlagen.
- Kirchen, Moscheen und Synagogen müssen wie alle zivilen Einrichtungen unter allen Umstän-den respektiert und geschützt werden.
- Angesicht der Lage im Nahen Osten wollen wir uns als Rat der Religionen noch stärker für gute Beziehungen zwischen den Religionsgemeinschaften in der Region München einsetzen.
- Konflikte im Ausland dürfen das Zusammenleben hierzulande nicht gefährden und auch nicht pauschale Verurteilungen und Hass gegen Mitglieder anderer Religionen befördern.
- Wir sind an der Seite aller Juden, Christen, Muslime und der Angehörigen aller Religionen, die sich für ein friedliches Miteinander einsetzen.
- Mit Erschrecken nehmen wir den aufflammenden Antisemitismus in ganz Deutschland wahr, wie er sich jüngst in Angriffen auf Synagogen, jüdische Einrichtungen und dem Verbrennen von Israelfahnen gezeigt hat.
Wir verurteilen jeden Angriff auf jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger und Einrichtungen.
München, den 21.05.2021
Sprecherrat – Rat der Religionen in München
Erklärung des Rates der Religionen München
Der Rat der Religionen München, der sich 2016 auf der Basis eines langjährigen Zusammenarbeitens der Münchner Religionsgemeinschaften gegründet hat, setzt sich für gegenseitigen Respekt, für Toleranz und Fairness ein.
Die im Rat der Religionen vertreten Religionsgemeinschaften (Juden, Christen, Muslime, Buddhisten, Aleviten, Baha’i) betonen auf der Grundlage ihrer heiligen Traditionen die unverletzliche Würde jedes Menschen und die Verantwortung jedes Menschen für seine Mitmenschen und die Schöpfung.
Der Rat der Religionen München ist besorgt und erschüttert angesichts der zunehmenden Übergriffe, einer Verrohung der Sprache und des Verhaltens in Teilen der Bevölkerung in Deutschland.
Wir sagen Nein zur Diffamierung, Ausgrenzung und Gewalt gegenüber ethnischen und religiösen Minderheiten sowie gegenüber Andersdenkenden.
So fordern wir auch die verantwortlichen Politiker und Abgeordneten des neu gewählten Bayerischen Landtags auf, sich auch im politischen Bereich stets respektvoll zu äußern, sich gegen jede Form religiöser Diskriminierung einzusetzen und das Thema Religion nicht zum Mittel der parteipolitischen Auseinandersetzung zu machen.
München, November 2018